DIE „DON`T THINK TANK“ KRYPTA
CLOUD VAN DATEN, unsere WASTED CREATURE No.4, ist als Kreatur erst einmal unsichtbar.
Es ist gefangen in einem Kasten, der blinkt und surrt. Aber wir können seine Krypta betreten, die uns in das Innenleben eines Rechenzentrums entführt. Absorbiert von der Außenwelt berieselt uns hier der Datenmüll vorheriger Besucher und lädt uns ein, ebenso Datenmüll los zu werden. CLOUD verarbeitet ihn dann auch noch kurzfristig zu etwas Neuem, lässt Deinen Müll nochmal kurz leben, bevor er endgültig den Planeten verlässt.
Das Thema Datenmüll ist ein ganz besonderes unter den Müllthemen.
Er ist unsichtbar, stinkt nicht, wiegt nichts, man muss ihn nicht zum Mülleimer tragen und nimmt auch noch scheinbar keinen Platz weg. Kein Problem also?
Datenmüll verbraucht ungeahnt viel Energie. In riesigen Serverfarmen, oft in ausgedienten Bergwerken oder unterirdischen Tunneln angesiedelt, werden unsere Daten gelagert, gekühlt und verwaltet. Zahlen, deren länge sich unserer Vorstellungskraft entzieht, beschreiben den Stromverbrauch oder das Datenvolumen von der „Cloud“.
Wir bewahren einfach alles auf, weil wir es können. Youtubevideos, die sich nie einer anschaut, schlechte Fotos, die nie einer löscht, die 28. Kopie einer E-mail, für die sich nie wieder jemand interessieren wird, nicht zu vergessen – Sprachnachrichten, die oft schon beim ersten anhören schmerzen verursachen. Dabei sind wir Einzelpersonen, wie bei jedem Müllthema, ja noch kleine Fische im Vergleich mit der Industrie. Dennoch trägt jede nicht gelöschte Mail dazu bei, unsere Klimabilanz zu verschlechtern.
DATENTRÄGER ZUSAMMENTRAGEN
Unser Anfang besteht darin, die ganzen alten, analogen Datenträger zu sammeln. Beim sichten schwelgen wir in Erinnerungen und stellen fest, wieviel Platz unsere Filme, Musik, Bilder, Briefe oder Computerprogramme eingenommen haben, bevor es Streamingdienste und die Cloud gegeben hat.
Wir bekommen massenhaft Videocassetten, Audiocassetten, CD´s, Dias, Floppydiscs und veraltete Laufwerke, Kabel und Computerzubehör angeboten. Alles noch nicht sooo alt, aber längst veraltet.
DIE KRYPTA
Die Krypta ist das zu Hause von CLOUD VAN DATEN. Aufwendigst vernähen wir …. Dias, zerlegen … Videocassetten und schrauben ihre Magnetbänder und Hüllen an die Wände. Der Bandsalat bedeckt den Boden – man verheddert sich ständig in den vielen, herumliegenden Daten.
CLOUD´S INNENLEBEN
Im „Don´t Think Tank“ löst sich die Außenwelt auf. CLOUD VAN DATEN lebt in einem kleinen Raspberry Pi Computer, den man mit Datenmüll füttern kann. Schick eine Mail, ein Video oder Fotos an den Uploader, CLOUD schickt sie dir als American Standard Code for Information Interchange zurück. Oder laß dich von CLOUD´s kleiner Kamera festhalten und verfremdet erscheinst du auf dem Bildschirm. CLOUD quatscht nebenher auch noch allerlei anderes Zeug und verliert schnell mal die Kontrolle über seine Daten.
CLOUD VAN DATEN
Eigentlich sollte CLOUD VAN DATEN auf der Berlinale präsentiert werden. Die war ja nun wegen Corona ausgefallen und auch die Präsentation auf der Sommerberlinale hat uns zu viel auferlegt, um CLOUD dort präsentieren zu können.
Dafür darf es bei der ersten Tanzveranstaltung seid einer gefühlten Ewigkeit seinen Vorhang öffnen und neugierige, spielgetribene Besucher Minutenlang verschlucken.
PRINZESSIN CLOUD VAN DATEN
CLOUD VAN DATEN hat während des Sommers am Holzmarkt vielen Schutz geboten. Auf dem Boden der Tatsachen hat sich unendlich viel Datenmüll angesammelt. Für die Reise in den Prinzessinnengarten wird Cloud nochmal aufgehübscht. Das Wetter hat den Datenträgern zugesetzt. Vor allem die Sonne lässt Plastik brüchig werden und Vinyl zu Achterbahnen verschmelzen.
In der Zwischenzeit haben wir ein paar Jahre alte Analogfilme von 1975 verschossen, die wir in Materialspendenkisten gefunden hatten…